Leserstimmen

Es war genauso, wie es beschrieben ist.
Die "Leichtigkeit des Seins" in der Jirečkova ulice war wunderbar und es ist schön, daß es jemand so gut erzählen kann und noch viel schöner ist, dass dieser Jemand Johana ist und sich genauso gut an die Zeit erinnert, denn das Beste am Schreiben ist die Möglichkeit, die Zeit für einen Moment mit Buchstaben zu stoppen und so die Minuten, die eigentlich ganze Jahre dauern, - /obwohl es wissenschaftlich nicht ganz bewiesen ist/ - wieder zurück zu holen.

 

Ivan Kraus 

Autor


Was für eine wunderschöne Idee!
Da würde ich gerne mehr erfahren!�❤️

 

Angelika Fanai-Nimmesgern

Sportlerin

Ich sehe sie vor mir, die kleine Johana mit ihrem roten Koffer… Umarme dich ganz fest und freu mich auf alles Weitere ❤️

 

Gabi Saler

Autorin, Freie Rednerin

 


Tesim se....milujete zivot..to mne nekdy chybi. Budu cerpat..teda ne vodu..A NEBO..prece jenom..vodu zivou..jak v pohadkach..

 

Jana Trumpf


Einfach toll. Ich habe sofort Bilder vor den Augen. Schon nach den paar Zeilen. Und es entschleunigt. Ungemein.

 

Michael Hiller

www.virtualdesignmagazin.de




Leseprobe / Auszug " Der Koffer meiner Kindheit" (AT)

©️ J. Munzarova

Der kleine Koffer ist rot, aus starkem Karton.

An den Seiten ist er zusammengenäht mit einem ehemals weissen Faden. Er wurde wohl noch nie erneuert und doch, er hat gehalten, der Faden. An einer Ecke ist er etwas ausgeleiert - das stört jedoch nicht. Irgendwie gehört das dazu.

Der Deckel hat zwei kleine Bohrungen. Ich versuchte wohl einmal Anstecker aus irgendeiner Stadt oder einem Land anzubringen, schaffte es aber nicht, den Deckel ganz zu durchbohren. Dafür schmücken ihn dünne, graue Bleistifstriche, Gekritzel von einem kleinen Kind, das gerade die Stiftführung lernt. Sein Griff ist aus Metall und die rote Farbe, mit der er lackiert war, ist abgeblättert.

 

Sein Innenraum ist verklebt mit vergilbtem Papier, mit einem feinen  Muster aus roten Linien versehen. Das Papier ist an den Knickstellen zerrissen.

Wenn man den Deckel wieder zu macht, schnappt der Verschluss aus silberfarbenem Metall zu.

Ganz sanft, ohne zu quietschen oder zu stocken, ohne Rost, ohne Widerstand.

Auf und zu, auf und zu - unversehrt. Der Koffer meiner Kindheit ist rot.

"Made in Czechoslovakia" steht drauf - in goldenen Buchstaben.

 

Copyright Johana Munzarova


Die Nacht im August

Meine Mama und Ivan haben Freunde. Mit diesen Freunden treffen sie sich oft und erfinden Geschichten, basteln schöne, bunte Dinge, mit denen sie dann im Dunkeln auf der Bühne spielen.

Ich finde das schön wenn große Leute spielen. Sie lachen viel, streiten sich auch und zum Schluss zaubern sie zusammen schöne Geschichten und Bilder auf die Bühne. Ich möchte auch so viel Spielen, wenn ich groß bin. Die Bühne ist ein schöner Spielplatz wo ich mich gut verstecken kann. Mama´s Freunde zeigen mir genau wo ich mich so gut verstecken kann, dass ich alles sehe aber niemand mich sieht. Und sie zeigen mir, worauf ich aufpassen muss: die gefährlichen Ecken, die Abgründe, die Stolperfallen, die Dunkelheit, das Licht und den Raum. Auf der Bühne wird das Spielen zu Magie. In der Garderobe werden die Magier wieder zu normalen Menschen.

Es ist Sommer. Ich habe gerade meinen sechsten Geburtstag gefeiert. Mama, Ivan, Ihre Freunde und ich sind in Brünn in einem kleinen Hotel. Nebenan ist ein Kinosaal mit einer Bühne. Tagsüber dürfen sie dort ihre Spiele üben. Proben, nennen sie das. Und draußen in der Sonne im Hof werden die Spielsachen entworfen, hergestellt, repariert – Requisiten, nenne sie das. Ich darf im Hof und im leeren Kinosaal auch spielen, nur nicht mit den großen Leuten. Das ist aber nicht schlimm, denn so habe ich diesen Spielplatz für mich. Auf der Bühne darf ich alles leben und alles sein. Dort bin ich allein und sicher.

Abends werden manchmal Filme auf dieser Bühne gezeigt. Da fährt eine große weiße Leinwand herunter und auf der sehen wir  größere Bilder als zu Hause im Fernsehen. Eines Abends wird ein schöner Film gezeigt in dem getanzt und gesungen wird. Das sei ein Musical, sagt meine Mama und es heiße My Fair Lady. So möchte ich auch gerne spielen, mit schöner Musik und Tanz. Als wir aus dem Kino kommen, zeige ich meiner Mama, dass ich mir gut gemerkt habe wie sie getanzt und gesungen haben. Alle finden den Film schön und lachen viel auf dem Weg ins Hotel. In der Ferne donnert es ein paarmal. „ Sommergewitter“ sagt jemand.

„ Nee… sie sind da“ sagt Ivan.

Am nächsten morgen sind die Straßen leer. Außer Soldaten und Panzerwagen ist niemand draußen. Ich darf auch nicht ins Kino spielen gehen. Wir bleiben alle zusammen in einem Hotelzimmer. Mama, Ivan und Ihre Freunde hören Radio. Es kommt keine Musik. Nur viele Nachrichten. Ich bin neugierig, warum ich heute nicht raus gehen darf,  im Kino spielen. Ich ziehe den Vorhang am Fenster zur Seite um zu schauen, ob die Soldaten noch da sind.

„Weg von Fenster! Sie schießen auf dich ! “ höre ich eine Stimme im Zimmer schreien.

Dann habe ich Angst. 

Ich habe Angst, weil sie da sind.

Copyright Johana Munzarova